10 Jahre Stiftung für das sorbische Volk – in Zukunft ohne Sorben?

Anlässlich des 10. Jahrestages der Unterzeichnung des Staatsvertrages zwischen dem Land Brandenburg und dem Freistaat Sachsen über die Errichtung der „Stiftung und das sorbische Volk“ trafen sich gestern die sorbischen Stiftungsratsmitglieder in Bautzen. Sie beschlossen, ihre Mitwirkung im sorbischen Stiftungsrat auch weiterhin auszusetzen. Die Vorsitzende des Stiftungsrates Lenka Theurich stellt enttäuscht fest: „Wir können es nicht verantworten, die Blockadepolitik des Bundes und der Länder auch noch mit Selbstkontraktion der sorbischen Sprache und Kultur zu unterstützen.“ Ein Dreivierteljahr nach Auslaufen des Finanzierungsabkommens sind weder der Stand der Verhandlungen zwischen Bund und Ländern bekannt, noch die Höhe der künftigen Förderung klar oder Ansätze einer Anhörung der Sorben in Sicht. Eine deprimierende Jubiläumsbilanz. Trotz aller politischen Beteuerungen, Absichtserklärungen und Beschwichtigungen stellt sich die Sachlage folgendermaßen dar: 1,4 Millionen Haushaltsloch im kommenden Jahr, Finanzsicherheit nicht in Sicht. Wer wird also das erste Opfer sein? Die einzige sorbische Tageszeitung? Das auch von vielen deutschen Familien genutzte Modellprojekt Witaj? Oder doch das Sorbische Nationalensemble, wie immer wieder gemunkelt wird?

De facto scheinen sorbische Sprache und Kultur immer noch als Stolpersteine auf deutschpolitischem Pflaster statt Schmucksteine im Mosaik der kulturellen Vielfalt Europas wahrgenommen zu werden – allen gegenteiligen politischen Jubel-Arien zum Trotz.

Die sorbischen Vertreter im Stiftungsrat der Stiftung für das sorbische Volk setzten bereits am 27. März 2008 ihre Mitwirkung in den Stiftungsgremien aus. Sie nehmen diese wieder auf, sobald der Bund und die beiden Länder Sachsen und Brandenburg das längst überfällige Finanzierungsabkommen und ein einvernehmliches mit den Sorben abgestimmtes Förderkonzept vorlegen.

Der Staatsvertrag zur Stiftung für das sorbische Volk wurde am 28. August 1998 von den Ministerpräsidenten des Freistaates Sachsen und des Landes Brandenburg in Schleife unterzeichnet. Damit erlangte die 1991 zur Förderung der sorbischen Sprache und Kultur von der Bundesregierung sowie Sachsen und Brandenburg gegründete Stiftung ihre rechtliche Selbstständigkeit. 2007 lief das Finanzierungsabkommen zwischen dem Bund und den beiden Ländern als finanzielle Grundlage der Stiftung für das sorbische Volk aus.
Quelle: Pressemitteilung der Stiftung für das Sorbischevolk

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